Chronik

Die ältesten Belege über das Vorhandensein einer Musikkapelle in Umhausen gehen auf das 18. Jahrhundert zurück. So steht beispielsweise in der vom ehemaligen Ortschronisten Josef KÖFLER (vulgo Honssepp) geschriebenen Chronik, dass bereits um 1721 bei der Fronleichnamsprozession in Umhausen „Spielleit oder Musikanten“ mitgezogen sind und dafür von der Gemeinde einen gewissen Geldbetrag erhalten haben.

Bei diesen Spielleuten oder Musikanten handelte es sich jedoch keinesfalls um eine Musikkapelle, wie sie mit der heutigen Blaskapelle vergleichbar wäre, sondern viel eher um eine Gruppe von Trommlern und Pfeifern.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Musikkapelle Umhausen im Jahre 1798. Eine genaue Chronik ist aus diesen Jahren nicht erhalten geblieben, sodass auch der eigentliche Gründer nicht bekannt ist.

In der Zeit von 1798 bis 1853 ist der Ortschronik nur erwähnt, dass für damalige Musikgruppen von Seiten der Gemeinde Spenden getätigt wurden. Diese Gruppen umrahmten besonders kirchliche Feierlichkeiten. Von 1853 bis 1906 leitete SCHMID Veit Alois (Lehrer und Organist) die Musikkapelle. Er komponierte selbst Musikstücke (u.a. eine Overture, deren Titel und Notenmaterial aber leider verloren ging). Aus dem Jahre 1870 ist das erste Foto unserer Kapelle erhalten. Damals zählte der Verein 26 Mitglieder. Die Musikkapelle trug zu dieser Zeit keine einheitliche Uniform. Erst im Jahre 1886 wurde die Ötztaler Tracht angeschafft und ist bis heute noch erhalten geblieben. Bei der Anschaffung der ersten Tracht gab es natürlich ein großes Fest, und so lesen wir der Umhauser Dorfchronik von Hanssepp KÖFLER: „1886 am 15. Juni wurde ein eigenen Fest gefeiert, so herrlich als man konnte: Jung und Alt sparten keine Mühen, noch Zeit, noch Unkosten, das war das Herz Jesu Fest, in diesem Jahr hat man die Nationaltracht für Musik und Schützen gerichtet.“

Zu den ersten bekannten Auftritten der Musikkapelle Umhausen zählen vor allem kirchliche und politische Anlässe, wie etwa die Ankunft des österreichischen Kaisers 1883 in Stams, eine Primiz in Sölden (1900) sowie der große Festumzug anlässlich der Weihe des Landes Tirol an das Herz Jesu 1896 und der Festumzug zum 100-jährigen Jubiläums des Tiroler Freiheitskampfes am Bergisel 1909. Um die Jahrhundertwende wurde aber sich uminstrumentiert. Ein Foto zeigt nämlich, dass bereits die Instrumente zum Teil schon die Form hatten, wie sie heute gebräuchlich sind (Flügelhorn, Helikon, …). Im Jahre 1870 wurde an Stelle der alten Tiroler Landesverteidigung die allgemeine zweijährige Dienstpflicht eingeführt. Durch die verkürzte Dienstzeit beim Militär konnten viele Militärmusiker wieder in ihren Zivilberuf zurückkehren und brachten so das Konzertwesen bis in die letzten Dörfer hinaus.

So war such der von 1906 bis 1927 tätige Kapellmeister Josef SCHÖPF ein Mitglied der Militärmusik. Sein Nachfolger, der aus Vorarlberg stammende Holzarbeiter Emil PURTSCHER amtierte nur ein Jahr, doch soll er in dieser kurzen Zeit die etwas verwahrloste Kapelle wieder in Schwung bebracht haben.

Im Jahre 1928  übernahm Basilius SCHMID (1885 – 1966) die Kapelle. Er war der Sohn des bereits erwähnten Veit Alois SCHMID und war bereits mit 12 Jahren Mitglied der Kapelle. Er hat sehr viele Noten für die Blaskapelle umgeschrieben, ist allerdings gleich nach der Aufgabe der Kapellmeistertätigkeit im Jahre 1932 aus der Musikkapelle ausgetreten. In dieser Zeit sind auch erstmals Marketenderinnen mit der Musikkapelle ausgerückt.

Daraufhin übernahm der aus Sautens stammende Holzarbeiter Karl STRIGL für den Zeitraum von weiteren 25 Jahren die musikalische Leitung. In dieser Zeit entstand auch die erste Tanzmusik aus den Reihen der Musiker, der auch Karl STRIGL angehörte. Diese „Bauernmusik“ (12 Männer) spielte jedoch nur zur Unterhaltung der Gäste, nicht aber zur Belustigung der Dorfbevölkerung, da bis fast zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein absolutes Tanzverbot im Ötztal bestand. Hier ist besonders Siegmund KÖFLER zu erwähnen, der nicht nur einen Großteil des Notenmaterials für die Tanzkapelle besorgte, sondern auch für die Musikkapelle sehr viele Noten entweder selbst gekauft, oder nach einer Vorlage abgeschrieben hat.

Während des zweiten Weltkrieges dürfte zu gewissen Zeiten auch eine Musikkapelle bestanden haben, die unter der Leitung von Pfarrer Eduard SCHÜTZ stand. Einer der ersten Auftritte nach dem zweiten Weltkrieg war die Prozession anlässlich des Herz-Jesu-Festes 1945, wo natürlich noch nicht alle Musikanten aus dem Krieg heimgekehrt waren, und die Mannschaft mit 18 Personen noch recht klein wirkte. Im Jahre 1945 wurde auch mit Johann SCHÖPF (vulgo Millarlas) der erste Obmann gewählt. Unter seiner Leitung wurde im Jahre 1949 das 150-jährigeBestandjubiläum der Musikkapelle Umhausen gefeiert. Unter Kapellmeistern STRIGL wurde 1951 auch die erste Auslandsreise nach Terlan in Südtirol unternommen. Im Jahre 1954 wurde neben der Ötztaler Tracht auch eine zweite Uniform für kleinere Ausrückungen angeschafft. In diesem Jahr fuhr die Musikkapelle Umhausen gemeinsam mit der Musikkapelle Tumpen und Längenfeld zur
50-Jahrfeier des Bauernbundes nach Sterzing. Es wurde in einem Block marschiert.

Nach dem Ausscheiden des alten Kapellmeisters übernahm 1957 der VS-Lehrer Ludwig MARBERGER die Musikkapelle. Dieser wurde jedoch, da er zugleich auch Chorleiter war, nach einem Jahr von VS-Lehrer Rudolf HARB abgelöst. HARB hatte durch seine Ausbildung als Lehrer auch gute Beziehungen zur Prof. ULF, der ein großer Förderer des „Spiels in kleinen Gruppen“ war. Aus diesem Grund erstellte Rudolf HARB aus den Mitgliedern der Musikkapelle kleine, meist aus fünf bis sechs Bläsern bestehende Ensembles mit variabler Besetzung. Diese Gruppen spielten vor allem bei kirchlichen Anlässen. Im Jahre 1958 wurde auch gemeinsam mit einer Jugendkapelle und einer Volkstanzgruppe eine Fahrt nach Augsburg unternommen, wo ein Tirolerabend veranstaltet wurde. Unter der Stabführung von Kapellmeister Rudolf HARB nahm auch anlässlich der 150-Jahrfier zum Tiroler Freiheitskampf eine aus den einzelnen Ötztaler Musikkapellen zusammengestellte Kapelle teil. Da das Instrumentarium den Anforderungen nicht mehr entsprach, entschloss sich die Kapelle im Jahre 1959 unter dem Obmann Josef LEITER sämtliche Instrumente auszutauschen. Dies war jedoch nur durch die großzügigen Spenden möglich. Besonders hervorzuheben ist hier die Agrargemeinschaft Umhausen.

Am 28. Mai 1960 nahm die Musikkapelle Umhausen mit dem Stück „Bergheimat“ bei den „Internationalen Wertungsspielen des 1. Bayrischen Landesmusikfesten“ in Erlangen teil und erlangte, gemeinsam mit 12 weiteren Kapellen aus den verschiedensten Ländern einen ersten Rang mit Auszeichnung. Im Jahre 1961 übernimmt für 4 Jahre der aus Inzing stammende Lehrer Hubert LEITNER die Kapelle.

Am 20.02.1961 wurde die Musikkapelle Umhausen mit der Durchführung des 10.Bezirksmusikfestes betraut. Dies war auch der Anlass für den Obmann Josef LEITNER mit seinen Musikanten des erste Zeltfest des gesamten Ötztales zu veranstalten.

Die Nachfolger von Rudolf HARB, Ehrenreich SCHÖPF und Hermann STRIGL waren zwar wieder gebürtige Umhauser, doch konnte oder wollte keiner der beiden länger als 2 Jahre die Musikkapelle leiten. Nach einem Streit legte Hermann STRIGL das Amt nieder, um so kam es auch, dass im Jahre 1968 für fast ein Jahr in Umhausen keine Musikkapelle existierte. Im November 1968 wird der aus Innsbruck stammende VS-Lehrer Peter RADL zum Kapellmeister bestellt. Unter seiner Leitung konnte die Musikkapelle Umhausen einen großen Aufschwung erleben. So wurden neben der Anzahl der Mitglieder auch die einzelnen Register, wie etwa das Saxophonregister, ausgebaut. Auch in das „Spiel in kleinen Gruppen“ wurde entscheidend investiert. Da das Probelokal im „Schießstand“ viel zu klein wurde, hat sich die Musikkapelle entschlossen, ein Musikpavillon zu errichten. Unter Obmann Pepi SCHEIBER wurde 1972 der Antrag an die Gemeinde gestellt und nach 2-jähriger Bauzeit mit eifriger Mithilfe der einzelnen Musikanten 1974 eingeweiht. Beim Bau des Musikpavillons haben aber auch einige Nichtmusikanten, so etwa Herman SCHMID und Herbert AUER viele unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet. Im Jahre 1975 wurde mit einem großen Zeltfest das 175-jährige Bestandsjubiläum gefiert.

Unter der Stabführung von Kapellmeister Peter RADL hat die Musikkapelle auch einige Auslandsreisen unternommen.

1973 Volksfest in Ober-Mumbach, 1975 Jubiläumsfest des Kleintierzuchtverbandes Bad-Boll (gemeinsam mit dem Jugendchor und der Schuhplattlergruppe „Stuibenfall Buabm“), 1977 nach Burglauer und Landsberg/Lech, 1978 nach Erlangen, 1979 Teilnahme am Karneval in Aachen (über Einladung von Bundestagsabgeordneten Dr. Hans Strecken), 1981 Schützenfest in Reisch/Landsberg, 1982 Teilname am kantonalen Musikfest in Couvet-Kanton Neuenburg (CH), 1983 Teilnahme am Karneval in Aachen, 1984 Ausflug nach Lendersdorf zur befreundeten Jugenkapele, 1985 Teilnahme bei den „Olympischen Spielen der Folklore“ in Dijon (FRA) und 1986 wurde die Musikkapelle nach Colmar/Mühlhausen eingeladen und nahem auch am Österreich-Tag der Straßburger Messe teil.

Nach dem Wirken von Peter RADL trat Ernst GANGLBERGER 1987 das Amt des Kapellmeisters an. Die erste Auslandsreise des neuen Kapellmeisters führte die Musikkapelle Umhausen nach Erlagen, und auch 1990 wurde eine Einladung nach Erlagen angenommen. 

Die Musikkapelle gestaltete dort gemeinsam mit der aus der Musikkapelle gebildeten „Tanzlmusik“ „Rauch’n Bichler“ einen Heimatabend. Als Gründer dieser Tanzlmusik können Ernst GANGLBERGER und Gebhard WALDHART genannt werden. 

Die Nachfolgerin von Kapellmeister GANGLBERGER war die aus Stams stammende Musikerin Margherita RIESS, die die Kapelle von 2002 bis 2005 leitete. Nach ihrem erfolgreichen Wirken übernahm der Kapellmeister Hanspeter PRANGER aus Roppen die musikalische Leitung des Vereins. Sein Nachfolger ist Kapellmeister Peter FRISCHMANN aus Umhausen. Er übernahm die Kapelle im Jahr 2010 und leitete sie 13 Jahre lang. Seit 2024 ist Andreas SAPPL aus Flaurling der neue Kapellmeister der Musikkapelle Umhausen.